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Als sie sich in den frühen Sechzigern zusammentaten, wollten sie eine Band für die „Mods“ sein, für jenen Teil der britischen Jugend, der die Woche über brav arbeitete oder zur Schule ging, um sich feine, modische Klamotten fürs Wochenende kaufen zu können und mal richtig über die Stränge schlagen zu können, bevor am Montagmorgen wieder der graue Alltag Einzug hielt. Die „Mods“ waren eine Jugendbewegung der Sechziger, und kaum jemand hätte damals, als sie noch ganz am Anfang standen, den vier Musikern von The Who jenseits dieser Mode überhaupt eine Zukunft zugetraut. Doch erst kämpften sie sich unter Einsatz aller Mittel nach oben, dann kamen die Hits wie „My Generation“, „Happy Jack“, „Substitute“, „Magic Bus“, „Pinball Wizard“, „Won’t Get Fooled Again“ oder „Behind Blue Eyes“ – und dann hielten sie sich an der Spitze. Jahrelang, jahrzehntelang. Selbst neben den Beatles, Rolling Stones und Pink Floyd sind The Who schlichtweg die Größten.
Davon ist Christoph Geisselhart überzeugt, und in seiner monumentalen Bandbiografie weiß er diese Einschätzung mit Sachkenntnis bis ins letzte Detail zu untermauern. Geisselhart beantwortet die Frage, die sich staunenden Beobachtern über die Jahre immer wieder stellte: Wie kann es sein, dass ausgerechnet diese vier unterschiedlichen Charaktere, die sich bisweilen auf offener Bühne gegenseitig verprügelten, so lange Zeit als Rockgruppe durchhielten? Und wie war es möglich, dass der Mythos The Who größer wurde als die bisweilen triste Wirklichkeit und deshalb sogar nach dem Tod zweier Mitglieder weiterlebte?
Der erste Teil von Maximum Rock, der im Herbst 2008 erschienen ist, erzählt die Geschichte der Band von den allerersten Anfängen bis zum Jahr 1971, als The Who mit dem Album „Who’s Next“ ihr Meisterwerk ablieferten. Im zweiten Teil erreichte das Quartett auch wirtschaftlich den Zenit; regelmäßige Konzerttourneen in den größten Stadien der USA sorgten dafür, dass das Unternehmen für alle Beteiligten gewaltigen Profit abwarf. Doch die siebziger Jahre waren überschattet vom unaufhaltsamen Niedergang und Verfall des Schlagzeugers Keith Moon, der sich mit seinem übermäßigen Drogen- und Alkoholkonsum das eigene Grab schaufelte. Seine tragische Geschichte zieht sich wie ein unheilvoller roter Faden durch die erste Hälfte des zweiten Bandes. Als „Moon The Loon“ 1978 starb, schien das Ende tatsächlich gekommen. Pete Townshend, Roger Daltrey und John Entwistle machten gleichwohl weiter. The Who überstanden die achtziger Jahre, besiegten die Midlife-Crisis und rafften sich in den Neunzigern zu einer Bühnenaktivität auf, selbst auf die Gefahr hin, zu einer „Tribute-Band“ ihrer selbst zu werden, wie Mastermind Townshend kritisch anmerkte. Der Erfolg gab ihm Unrecht. The Who bestätigten ihren Ruf als großartige Liveband bis ins dritte Jahrtausend. Nicht einmal der überraschende Tod von Bassist Entwistle am Vorabend der US-Tournee 2002 konnte der Band, die stets mehr war als die Summe ihrer Mitglieder, etwas anhaben.
In langjähriger Arbeit hat Christoph Geisselhart die Geschichte der Gruppe ausführlich nachgezeichnet. Hier kommen alle zu Wort: Der intellektuelle, stets nach spiritueller Erleuchtung suchende Gitarrist Pete Townshend. Der hemdsärmelige, bodenständige Sänger Roger Daltrey. Der musikalisch versierte schweigsame Bassist John Entwistle. Der instabile, ausgeflippte, kindische, herzliche Powerdrummer Keith Moon. Der schwule Manager Kit Lambert, der wie Moon am Heroin zugrunde ging. Das legendäre Groupie Pamela Des Barres. Freunde, Geschäftspartner, Roadies, der Tourmanager. Und natürlich die Fans: Albert Trentmann und Christian Suchatzki aus Deutschland, Alex Kipfer und Werni Grieder aus der Schweiz – um nur vier von vielen zu nennen. Irish Jack, der größte Fan von allen und einer der ersten überhaupt, hat ein Nachwort geschrieben.